Ein Interview mit Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender dbb beamtenbund und tarifunion, und Oliver Lüsch, Vorstandsvorsitzender der BBBank
Herr Lüsch, es fühlt sich wie gestern an, aber die Zeit rast und das letzte gemeinsame Interview mit Herrn Silberbach liegt schon mehr als zwei Jahre zurück. Seither ist viel passiert. Was hat sich bei der BBBank verändert?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, Herr Silberbach, aber für mich sind die letzten beiden Jahre wie im Fluge vergangen. Es ist viel Gutes passiert, aber die Zeit hat uns auch deutlich krisenerprobter gemacht. Für die BBBank waren es zwei ereignisreiche und spannende Jahre. Trotz erschwerter Bedingungen konnten wir sowohl 2020 als auch 2021 unseren Wachstumskurs fortsetzen. Im vergangenen Jahr haben wir nicht nur unser 100-jähriges Firmenjubiläum gefeiert, sondern uns auch zur größten genossenschaftlichen Privatkundenbank in Deutschland entwickelt. Wer uns kennt, weiß, dass wir uns darauf nicht ausruhen. Wir wollen weiter wachsen. Um bundesweit noch bekannter zu werden, sind wir eine langjährige Partnerschaft mit dem Karlsruher SC eingegangen und Namensgeber des BBBank Wildparks geworden. Aber Aufmerksamkeit allein reicht nicht aus. Wir haben das Ziel, unsere Kunden jeden Tag aufs Neue von unserem Banking zu begeistern. Das gilt natürlich ganz besonders für unsere Kernzielgruppe aus dem öffentlicher Dienst. Im Rahmen unserer neuen Strategie BETTER BANKING 2025 arbeiten wir daran, unsere Produkte und Services für unsere Mitglieder jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Herr Silberbach, wie beurteilen Sie die Veränderungen der letzten beiden Jahre im öffentlichen Dienst?
Deutschlands öffentlicher Dienst hat sich in der von Corona-Pandemie und nun leider auch weiteren insbesondere wirtschaftlichen und damit verbundenen sozialen Herausforderungen als verlässlicher Stabilitätsanker in Krisenzeiten erwiesen. Das verdanken wir ohne jeden Zweifel vor allem dem überdurchschnittlichen Engagement der Beschäftigten, die trotz chronischer Unterbesetzung in allen Bereichen die Stellung halten und sich in den Dienst der Menschen stellen – von A wie Arbeitsschutz bis Z wie Zoll. Wir sehen aber auch die Defizite im öffentlichen Sektor mittlerweile ganz klar vor uns, und hier müssen wir jetzt schleunigst anpacken.
An welchen Stellen muss Ihrer Meinung nachgebessert werden?
Es ist klar, dass der Krisenbetrieb der vergangenen Jahre Innovationen wie insbesondere die Modernisierung der Verwaltung und die verstärkte Personalgewinnung ausgebremst hat. In Teilen ist die Digitalisierung zwar vorangekommen, aber auch hier warten wir noch immer auf die großen flächendeckenden Konzepte. Außerdem fehlen menschliche und auch materielle Ressourcen – alles, was da ist, wird verständlicherweise zunächst ins unmittelbare Krisenmanagement gesteckt. Nun haben wir mit der steigenden Inflation und der mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine einhergehenden Energiekrise zwei weitere Herausforderungen vor der Brust, die es zu überwinden gilt. All das darf uns aber nicht von der schon lange dringend erforderlichen Innovations- und Investitionsoffensive im öffentlichen Dienst abbringen. Nur ein leistungsfähiger und verlässlich krisenresilienter Staat wird unser Land und die Menschen gut in die Zukunft bringen.
Die Digitalisierung hat in den letzten beiden Jahren Fahrt aufgenommen, nicht zuletzt durch die Pandemie. Herr Lüsch, bei der BBBank ist das Thema ein fester Bestandteil der Strategie BETTER BANKING 2025. Wo steht die Bank heute und wo möchte sie hin?
Das stimmt, die Pandemie hat unsere strategischen Pläne zur weiteren Digitalisierung auf positive Weise beschleunigt. Schon heute erreichen wir 50 Prozent unserer Kunden auf digital-persönlichem Weg. Hierauf wollen wir aufbauen.
Im Rahmen unserer Strategie machen wir das Banking noch einfacher, flexibler, komfortabler. Im November 2021 haben wir unser neues Online-Banking inklusive BBBank-Banking-App eingeführt. Mit nützlichen Funktionen, wie der Einbindung externer Bankverbindungen, dem Sprachassistenten „kiu“ sowie dem ePostfach, lassen sich Bankgeschäfte orts- und zeitunabhängig sowie einfach und sicher erledigen.
Doch hier soll nicht Schluss sein. Die Weiterentwicklung unserer Produkte und Services ist ein zentrales Element unserer Strategie BETTER BANKING 2025. Wir nutzen die Dynamik als Innovationstreiber und identifizieren für unsere Kunden gezielt Chancen, die wir in digital-persönliche Kundenerlebnisse übersetzen.
Herr Silberbach, mit welchen Projekten treiben Sie die Digitalisierung beim dbb voran?
Die Zukunft ist digital, das gilt auch für die moderne Verbandskommunikation. Deswegen arbeitet der dbb mit Hochdruck daran, seinen Mitgliedsorganisationen entsprechende Tools zur Verfügung zu stellen, die eine neue Dimension für den Dialog mit dem Einzelmitglied eröffnen sollen. Ich darf noch nicht zu viel verraten, aber wir gehen davon aus, dass wir hierzu noch in diesem Jahr erste Anwendungen vorstellen können. Daneben ist die digitale Kommunikation in der dbb Familie mittlerweile Standard – zahlreiche Abstimmungen untereinander und auch Sitzungen lassen sich dank der modernen Technik flexibler und auch mit Blick auf den Vereinbarkeitsaspekt vorteilhaft gestalten. Gleichwohl stellen wir fest, dass der persönliche Austausch unersetzlich ist, und pflegen diesen auch soweit es die Umstände und die Sicherheit zulassen.
Beim Blick in die Zukunft ist ein Thema inzwischen unerlässlich: Nachhaltigkeit. Herr Silberbach, welche Möglichkeiten gibt es Ihrer Meinung nach, um dies auch im öffentlichen Dienst zu implementieren?
Digitale Technik, über die wir ja gerade schon sprachen, kann mit Sicherheit einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten, beispielsweise, indem sich aufgrund von Homeoffice-Möglichkeiten weniger Menschen zwischen A und B bewegen, möglicherweise weniger Büroflächen bewirtschaftet werden müssen und im Ergebnis geringere Emissionen entstehen. Auch in Sachen klimafreundlicher Gebäudetechnik könnte und sollte der Staat mit guten Beispielen vorangehen. In den Niederlanden werden beispielsweise immer häufiger öffentliche Neubauten nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, also maximal rohstoffarm und energetisch nachhaltig erstellt. Zudem ist der öffentliche Dienst auch ein großer Flottenbetreiber, auch hier sollten wir künftig dort, wo es Sinn macht und die Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigt wird, zunehmend auf grüne Mobilitätslösungen setzen.
Herr Lüsch, welche Maßnahmen werden bei der BBBank ergriffen, um diesem übergreifenden Thema Rechnung zu tragen?
In der BBBank sehen wir Nachhaltigkeit als ganzheitliches Konzept einer guten Unternehmensführung. In unserem neu geschaffenen Bereich „Strategie und Nachhaltigkeit“ verbinden wir beides und koordinieren über 120 Einzelmaßnahmen. Egal ob Portfolios mit Nachhaltigkeitsfokus in der BBBank Vermögensverwaltung, E‑Mobilität in unserem Fuhrparkmanagement oder das papierlose Büro – Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen der BBBank angekommen. Doch nicht nur bankintern hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Bei unseren Kunden wächst die nachhaltigkeitsaffine Zielgruppe und verändert die Erwartungshaltung hinsichtlich Produktlösungen. Im August haben wir daher die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage in unsere Anlageberatung integriert. Darüber hinaus werden wir ab Herbst unser Portfolio im Konsumentenbereich erweitern und Produkte mit attraktiven Konditionen zur Finanzierung von Photovoltaikanlagen, Solarthermieanlagen und Elektrofahrzeugen einführen.
Dem Bankensektor kommt beim Thema Nachhaltigkeit eine besondere Rolle zu: durch die Finanzierung des Veränderungsprozesses hin zu mehr Nachhaltigkeit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Wir möchten mit unseren Angeboten möglichst vielen Kunden die Gelegenheit geben, diese wichtige Transformation mitzugestalten.
Jetzt haben wir bereits über zentrale Themen gesprochen, die uns im 21. Jahrhundert beschäftigen. Herr Silberbach, Sie treten im November erneut als Kandidat zur Wahl des Bundesvorsitzenden des dbb beamtenbund und tarifunion an. Was ist Ihr Antrieb dafür und welche Themen möchten Sie in einer weiteren Legislatur anpacken?
Der öffentliche Dienst steht vor massiven Herausforderungen, die wir nur mit einem grundlegenden Transformationsprozess auf mehreren Ebenen werden schultern können: Belastet mit einem strukturellen Personalmangel, der sich mittlerweile auf mehr als 350.000 Beschäftigte beläuft, laufen wir mitten hinein in den demografischen Peak der Ruhestandseintritte – über eine Million Kolleginnen und Kollegen werden in den kommenden Jahren ausscheiden. Um den Staat trotz alldem auch künftig funktionsfähig zu halten, müssen die Personalgewinnung optimiert und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Ich will als dbb Chef dafür Sorge tragen, dass die Menschen im öffentlichen Dienst bei diesem Aufbruch in die Zukunft nicht unter die Räder kommen und die materielle und ideelle Wertschätzung erfahren, die ihnen gebührt. Sie sind für alle da, und ich möchte weiter dafür einstehen, dass der dbb als starker Vertreter ihrer Anliegen und verlässlicher Partner an ihrer Seite ist. Wie bei der BBBank sind die klare partnerschaftliche Orientierung an unseren Mitgliedern und Vertrauen fest in unserer DNA verankert. Ich will, dass das so bleibt, weil wir so gut durch die anstehenden Veränderungsprozesse kommen werden.
Herr Lüsch, kann der dbb auch in der kommenden Legislaturperiode auf die BBBank als Partner zählen?
Selbstverständlich! An unserer Ausrichtung als Bank für Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes ändert sich nichts. Im Gegenteil: Auch in Zukunft bleiben wir nah an unseren Mitgliedern und nah am öffentlichen Dienst.
Mit unserer Strategie schärfen wir unser Profil als „modernste und größte genossenschaftliche Privatkundenbank in Deutschland mit Fokus auf den öffentlichen Dienst“ – auf Basis unserer 100-jährigen Geschichte.
Gegründet als Beamtenbank und Selbsthilfeeinrichtung richtet die BBBank ihr Handeln seit 1921 gezielt an den Bedürfnissen ihrer Kunden aus. In 100 Jahren hat sie Vieles möglich gemacht – vom Konto für Beamte in den 1920er Jahren bis hin zur vollständig digitalisierten Online-Baufinanzierung im neuen Jahrtausend.
Herr Silberbach, Sie haben es angesprochen: Der öffentliche Dienst steht vor Herausforderungen. Als langjähriger und verlässlicher Partner des dbb möchten wir dafür Sorge tragen, dass die Finanzangelegenheiten der Beamten und Tarifangestellten im öffentlichen Dienst geregelt sind. Damit sie sich voll und ganz auf ihren Beruf konzentrieren können und zusätzlich mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeit bleibt.
Vielen Dank für das angenehme Gespräch.
Bild-Quelle: Dahlia Owusu, dbb