Lieferkettenprobleme durch die COVID-19-Pandemie und die Energie-Knappheit durch den Ukraine-Krieg treiben die Preise in Deutschland, Europa und der Welt in die Höhe. Die Inflation lässt die Konsumlaune der Deutschen enorm sinken. – Ein Beitrag von Oliver Lüsch, Vorstandsvorsitzender BBBank eG
Sparen und Vorsorgen wird bei den aktuellen Preissteigerungen für viele Bürgerinnen und Bürger zunehmend herausfordernd – weil schlichtweg der monatliche Überschuss zusammengeschrumpft ist, wenn zum Beispiel eine Flasche einfaches Sonnenblumenöl nicht mehr unter 2 Euro, sondern fast 4 Euro kostet. Jetzt sind kluge Strategien gefragt, die die Menschen trotz der widrigen Umstände ein finanzielles Polster aufbauen lassen.
Die aktuelle Zinsentwicklung führt dazu, dass klassisches Sparen für die Verbraucherinnen und Verbraucher nach über 10 Jahren Niedrigzinsphase wieder interessanter wird. Wir bei der BBBank, die größte genossenschaftliche Privatkundenbank Deutschlands, stellen seit Kurzem wieder eine erhöhte Nachfrage nach klassischen Festgeldern fest. Erleben wir also gerade die Renaissance des Sparbuches? Eher nein.
Bei einer Inflation von rund 8 Prozent ist es weiterhin relevant, den Vermögensaufbau gut zu diversifizieren. Denn die Geldanlage über das Girokonto, Tagesgeld oder Festgeld wird auch mittelfristig ein Realverlust bleiben. Vermögensstrukturierung über professionell gemanagte Fonds, Wertpapiere oder die Vermögensverwaltung sollten für Banken und Verbraucherinnen und Verbraucher nun oberste Priorität haben. 2021 war bei der BBBank ein Rekordjahr im Anlage- und Wertpapiergeschäft. Das erste Halbjahr 2022 hat diese hohe Nachfrage sogar noch getoppt – und dies vor dem Hintergrund der vielen unterschiedlichen Krisen, die die Finanzmärkte und Verbraucherpreise unter Druck setzen.
Der schreckliche Ukraine-Krieg und die damit einhergehende volatile Marktentwicklung führen zu einem erhöhten Beratungsbedarf. Banken tun gut daran, sich jetzt die Zeit für fundierte Kundengespräche zu nehmen und den Menschen die finanziellen Sorgen zu nehmen. Eine Herausforderung: Viele junge Beraterinnen und Berater kennen diese Zins-/Marktsituation nicht, weil wir so lange in der Niedrigzinsphase gelebt haben. Daher kommt der Personalentwicklung auch hier ein besonderer Stellenwert zu.
Sparen für die Zukunft
Ansparen und Vermögensaufbau sind in diesen Marktphasen die Empfehlung der Stunde – auch wenn es vielleicht manchen Menschen schwerfällt.
Kundinnen und Kunden wollen verstärkt wissen, was mit dem investierten Geld passiert, wozu es eingesetzt wird. Nachhaltige Geldanlagen sind jetzt die Investitionen in und für eine ökonomisch, ökologisch und sozial bessere Zukunft.
Beim Thema Vermögensaufbau werden zwei Trends erkennbar: Aktiensparen und nachhaltige Anlagestrategien. Laut aktueller Studie „Nachhaltigkeit und Geldanlage“ des rheingold Instituts für Union Investment fehlt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern das Verständnis, dass nachhaltige Geldanlagen sowohl einen persönlichen finanziellen Nutzen schaffen als auch es ermöglichen, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, d. h. zum Beispiel zur Umwelt sowie zum Gemein- und Sozialwohl, zu leisten. Noch zu Wenige glauben an den Einfluss ihrer Investition auf Unternehmen. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit inzwischen für den Wohlstand relevanter als Luxus.
Kundinnen und Kunden wollen verstärkt wissen, was mit dem investierten Geld passiert, wozu es eingesetzt wird. Der Anteil „nachhaltigkeitsorientierter“ Kunden hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Rund 59 Prozent der Neukundinnen und ‑kunden bei der Union Investment investieren in nachhaltige Fonds. Bei der BBBank sind es fast 75% der Neukundinnen und ‑kunden, die nachhaltige Portfolien wählen. Diese Zahlen verändern die Erwartungen hinsichtlich der Produktlösungen. Und der Markt reagiert in zwei Richtungen darauf – mit steigenden Ambitionsniveaus, aber auch einem zunehmenden Angebot.
Die hohe Nachfrage bestätigt, dass die nachhaltige Geldanlage für die Kundinnen und Kunden ein wichtiges Thema ist. Auch wenn das Vertrauen in den Einfluss auf die nachhaltige Ausrichtung der Wirtschaft noch weiter wachsen muss. Die Kundinnen und Kunden sagen sich heute: „Ich will etwas bewegen, positive Veränderungen anstoßen – und dabei zeitgemäße Anlageformen nutzen.“ Nachhaltige Geldanlagen sind für Bürgerinnen und Bürger jetzt die Investitionen in und für eine ökonomisch, ökologisch und sozial bessere Zukunft.
Lesen Sie den Artikel auch in der Sonderveröffentlichung „Finanzen 2023“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.