Inspektion, Flugplatz, fliegen, Landebahn
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Vielfalt im öffentlichen Dienst

Inspek­to­rin für Flug­plät­ze: Ready for Take-Off

Fliegen ist ein beson­ders sen­si­bler sicher­heits­tech­ni­scher Bereich und sichere Flug­plät­ze sind die Vor­aus­set­zung für siche­res Abheben: Hier ist Leonie Thoma vom Regie­rungs­prä­si­di­um Stutt­gart (RPS) ganz in ihrem Element. Bei der Inspek­to­rin im Referat 46.2 Luft­ver­kehr und Luft­si­cher­heit dreht sich beruf­lich alles um das wich­ti­ge Schlag­wort „Geneh­mi­gung“.

Es regnet und ein kalter Wind bläst über die offene Fläche. Doch Leonie Thoma lässt sich an diesem Febru­ar­mor­gen nicht davon beein­dru­cken. Kon­zen­triert geht sie die exakt 672 Meter lange Start- und Lan­de­plan des kleinen Flug­plat­zes Pat­ton­vil­le nahe Lud­wigs­burg ab. Ihr Inter­es­se gilt der Befeue­rung, also den Lampen entlang der Bahn. Alle funk­tio­nie­ren, sie ist zufrie­den. Das schlech­te Wetter hält die Sport­ma­schi­nen der ansäs­si­gen Flug­ver­ei­ne heute am Boden, ist jedoch ideal für die Geneh­mi­gungs­auf­sicht, deren Maß­nah­men Thoma gerade durchführt.

Personenbild

Leonie Thoma

Inspek­to­rin für Flug­plät­ze
„Für mich ver­ge­hen die Tage wie im Flug, es wird nie langweilig.“

Für ver­wal­tungs­recht­li­che Vor­ga­ben zustän­dig
Der Außen­ter­min ist eher eine Aus­nah­me im Alltag der 26-jäh­ri­gen Regie­rungs­in­spek­to­rin, macht ihr aber sicht­lich Spaß. Zur Durch­füh­rung der Geneh­mi­gungs­auf­sicht, die stets ohne Ankün­di­gung für den Flug­platz­be­trei­ber statt­fin­det, ist sie mit einem Kol­le­gen aus dem Regie­rungs­prä­si­di­um unter­wegs. Während er den tech­ni­schen Part rund um den Flug­be­trieb über­prüft, deckt sie die ver­wal­tungs­recht­li­chen Vor­ga­ben ab: „Beim Lan­de­platz in Pat­ton­vil­le handelt es sich um einen Son­der­lan­de­platz, da er für die All­ge­mein­heit nicht öffent­lich zugäng­lich ist. Wir kon­trol­lie­ren, ob der bau­li­che und betrieb­li­che Zustand immer noch der Geneh­mi­gung ent­spricht, erteil­te Auf­la­gen ein­ge­hal­ten werden und ein ord­nungs­ge­mä­ßer Betrieb statt­fin­det.“ Spe­zi­ell bei dem Platz ist, dass dort ein Ein­satz­hub­schrau­ber der DRF Luft­ret­tung sta­tio­niert ist. „Hier muss alles beson­ders gut funk­tio­nie­ren, denn die Anflug- und Start­flä­che für den Hub­schrau­ber ist in die Start- und Lan­de­bahn der Flug­zeu­ge inte­griert“, erklärt sie. Auch die Lichter an seiner Aufsetz- und Abhe­be­flä­che sowie die großen Feu­er­lö­scher hat Thoma bereits inspiziert.

Apropos Hub­schrau­ber: Ein Gewäs­ser­über­wa­chungs­flug mit der Poli­zei­hub­schrau­ber­staf­fel Baden-Würt­tem­berg während der Pra­xis­pha­se ihres Ver­wal­tungs­stu­di­ums hat Thoma erst ins Referat 46.2 gebracht. Die Ein­drü­cke dieses Flugs waren für die heutige Beamtin der letzte Anstoß, sich Ende 2020 auf die Stelle zu bewer­ben. Dazu kamen fami­liä­re Ver­bin­dun­gen zum öffent­li­chen Dienst und ein ziem­lich unge­wöhn­li­ches Prak­ti­kum am Flug­ha­fen in Shanghai.

Auch Tower auf Check­lis­te
Inzwi­schen prüft Thoma schon als wei­te­ren Teil der Geneh­mi­gungs­auf­sicht das vor­ge­schrie­be­ne Ret­tungs­fahr­zeug des Flug­plat­zes. Während sie und ihr Kollege nach Axt, Sägen und Blech­sche­ren im Kof­fer­raum schauen, hebt der DRF-Hub­schrau­ber mit viel Getöse zu einem Ret­tungs­ein­satz ab und Thoma kann ihre Begeis­te­rung nicht ver­heh­len: „Wenn so ein Hub­schrau­ber startet und weg­fliegt, das ist einfach ein unbe­schreib­li­ches Gefühl, vom Ernst der Lage natür­lich abgesehen.“

Zu ihrem Kon­troll­gang in Pat­ton­vil­le zählt auch ein Abste­cher in den Tower, wo sie das Haupt­flug­buch und die Flug­platz­ak­te checkt. Es ist alles am rich­ti­gen Platz und auch die Beleuch­tung am Wind­sack rund 100 Meter ent­fernt funk­tio­niert richtig, wie ihr ein Kon­troll­blick beweist. Ins­ge­samt betreut das Flug­platz-Team des Regie­rungs­prä­si­di­ums Stutt­gart auf diese Weise mehr als 200 Flug­plät­ze in ganz Baden-Würt­tem­berg. Die Außen­stel­le in Frei­burg deckt hierbei den Frei­bur­ger Regie­rungs­be­zirk eigen­stän­dig ab. „Inter­es­sant ist, dass viele Flug­ge­län­de nur aus einer grünen Wiese bestehen und für Laien daher kaum als Lan­de­platz erkenn­bar sind“, erklärt Thoma.

Sie selbst ist mit ihrem Kol­le­gen für die Son­der­lan­de­plät­ze und Segel­flug­ge­län­de in den Regie­rungs­be­zir­ken Stutt­gart, Karls­ru­he und Tübin­gen zustän­dig. „Im Tages­ge­schäft laufen viele Ver­fah­ren par­al­lel. Es ergeben sich immer wieder neue Erkennt­nis­se, Stel­lung­nah­men treffen ein und Antrags­un­ter­la­gen müssen geprüft oder ergänzt werden. Für mich ver­ge­hen die Tage wie im Flug, es wird nie lang­wei­lig, egal ob ich im Büro oder draußen auf einem Flug­platz bin“, betont sie.

Nahezu alles ist sicher­heits­re­le­vant
Der Schwer­punkt der Arbeit liegt vor allem im Vollzug der Gesetze, Ver­ord­nun­gen und Richt­li­ni­en sowie in der Führung von Ver­wal­tungs­ver­fah­ren. „Da in der Luft­fahrt nahezu alles sicher­heits­re­le­vant ist, schauen wir überall genau hin“, führt sie weiter aus. Bei manchen Themen lässt die Rechts­la­ge der Behörde einen Ermes­sens­spiel­raum, bei anderen nicht. Sofort gehan­delt werden muss bei­spiels­wei­se, wenn ein unüber­wind­ba­res Hin­der­nis in der An- und Abflug­schnei­se steht. Die größte Her­aus­for­de­rung bei den Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren sei immer, alle Belange wie bei­spiels­wei­se Natur­schutz, Lärm­schutz, Anlie­gen der Bevöl­ke­rung und Wünsche der Platz­be­trei­ber unter einen Hut zu bringen. Maß­geb­lich sei hierbei stets die gel­ten­de Rechts­la­ge. Bei der Geneh­mi­gung eines Ret­tungs­hub­schrau­ber-Lan­de­plat­zes für eine Klinik ist das dank der Zusam­men­ar­beit im Drei­er­team mit einem Kol­le­gen, der als stu­dier­ter Bau­in­ge­nieur die luft­fahrt­tech­ni­schen Details der Anfra­gen klärt, und mit einem Juris­ten für die Klärung recht­li­cher Fein­hei­ten gerade wieder gelungen.

Thoma ist von der Viel­sei­tig­keit ihrer Arbeit begeis­tert. Mit ihrer Tätig­keit im Referat 46.2 Luft­ver­kehr und Luft­si­cher­heit ist sie genau in einem solchen außer­ge­wöhn­li­chen Bereich im Einsatz, wie sie es sich schon immer gewünscht hatte. Außer­dem ist es ein span­nen­des und kom­ple­xes Auf­ga­ben­ge­biet, dass viele so nicht bei der Ver­wal­tung erwar­ten. Zudem gefällt ihr auch der rege Kontakt zu anderen Behör­den, zu den Flug­platz­be­trei­bern sowie zu Bür­ge­rin­nen und Bürgern, der mit ihrem Auf­ga­ben­ge­biet ver­bun­den ist. Sie kann sich daher vor­stel­len, noch lange Jahre in dem Referat tätig zu sein: „Für die Sicher­heit von Men­schen zu sorgen, ist ein schönes Gefühl.“ Auch der Flug­platz von Pat­ton­vil­le ist dank ihres Ein­sat­zes wei­ter­hin ready für die nächs­ten Take-Offs.



Foto: ARTIS-Uli Deck

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